Die verfolgte Kirche
Fatima-SŸhnemesse in Loreto, 13. MŠrz 1978
Fatima-Tag ist heute wieder, noch
dazu der 13. MŠrz, der uns an jenen bitter traurigen Fatima-Tag vor 40 Jahren
erinnert, an dem unser Vaterland …sterreich ausgelšscht wurde, und die Verfolgung
der Kirche in unserem Land begann.
(Die Bischšfe waren damals nicht besonders tapfer, wie der von ihnen zu
diesem traurigen Anlass des gewaltsamen Anschlusses an das Dritte Reich
herausgegebene Erlass klar zeigt. Die šsterreichischen Bischšfe hŠtten damals
schon von ihren bischšflichen MitbrŸdern im Deutschen Reich, wo ja der NS schon
seit 1933 herrschte, genug erfahren, um zu wissen, wohin diese antichristliche
Weltanschauung hinsteuerte.
Wie tapfer war doch damals der Bischof von MŸnster, der spŠtere Kardinal
Clemens August Graf von Galen, dessen 100. Geburtstag in diesen Wochen traf. Er
verteidigte nicht nur die Menschenrechte ganz mutig und tapfer, sondern auch
den unverfŠlschten Christusglauben und die Treue zur Kirche Christi und half
den Christen von damals durch Wort und Beispiel, Christus und der Kirche auch
in der Verfolgung die Treue zu halten. ãNec laudibus nec timoreÒ
(nicht Menschlob, nicht Menschenfurcht) soll uns bewegen. So lautete sein
Wahlspruch. Und immer wieder sagt er es seinen GlŠubigen, worum es damals ging.
Ein paar Stellen aus seinen mutigen Predigten seien zitiert: Am 28. Oktober
1933 erklŠrte der Bischof Clemens August von Galen: ãDer Bischof hat Ÿber die
Reinheit der Lehre und des Glaubens zu wachen ... Und ich will unerschrocken
darŸber wachen, dass kein Irrtum und keine Irrlehre sich in den Glauben meiner
Katholiken einschleicht.Ò
Am 26. MŠrz 1934 sagte er das heute wieder sehr aktuell gewordene Wort:
ãEs greift die Fundamente der Religion und der gesamten Kultur an, wer den Gottesglauben
in der Menschheit zerstšrt und zersetzt. Man wagt es heute, das Christentum und
seine Lehre zu verunglimpfen, seine Sittlichkeit zu schmŠlern, die Treue zum
Glauben unserer VŠter zu untergraben. Eine teuflisch-hšllische TŠuschung ist im
Gang, die auch die Guten irrefŸhren kšnnte. Was auch kommen mag, bleibt
standhaft und haltet fest am unverfŠlschten Glauben der einen, heiligen,
katholischen und apostolischen Kirche, wie eure VŠter daran festgehalten und
diesen Glauben mutig bekannt haben! Wappnet euch gegen die Fallstricke des
Widersachs von Anbeginn!Ò
Und am 21. April 1936 sagte der tapfere Bischof, obwohl er von den SS-Leuten
an der Freiheit und am Leben bedroht wurde: ãUnser Glaube ist nicht ein von
Menschengeist erdachter Mythos, sondern das Erkennen und Festhalten von
Tatsachen, die Wahrheit und Wirklichkeit auch dann sind und bleiben, wenn kein
Mensch sie mehr bekennen wŸrde. Nicht nur jetzt, wie in den tausend Jahren
christlicher Vergangenheit unseres Volkes,, sondern auch in Zukunft bei unseren
Nachfahren und Erben muss Christus in deutschen Landen gepredigt werden als
das, was er in Wahrheit ist: unser Herr und Heiland, der menschgewordene Sohn Gottes.Ò)
Die BedrŠngung des glŠubigen
Volkes im Dritten Reich wurde immer grš§er, manche wurden schwankend und
schwach und feige. Da sprach der tapfere Bischof von MŸnster Anfang 1937 wieder
deutlich und aufmunternd folgende Worte: ãWir sehen so viel Zaghaftigkeit und
Kleinmut in unseren Reihen, so manche Scheu und Furcht, sich šffentlich zu
Christus zu bekennen, so manches Šngstliche ZurŸckweichen vor dem Kreuz, vor
Leid und Opfer. Und doch ist das Kreuz Christi das Siegeszeichen. – Ich
habe am Grab des hl. Petrus fŸr euch und fŸr mich gebetet, dass auch an uns
wahr werde, was Christus einst dem Petrus versprochen hat, dass sein Glaube
nicht wanke; dass wir alle den Glauben bewahren, den Christus verkŸndet und
seinen Aposteln anvertraut hat, den auch wir empfangen haben durch die
Nachfolger der Apostel!Ò
Da kam dann das Jahr 1938, der
traurige 13. MŠrz. Und …sterreichs Bischšfe von damals meinten, in ihrer
ErklŠrung an die Katholiken, die antichristlichen Tendenzen des
Nationalsozialismus verharmlosen und zur Bejahung de schon gewaltsam
vollzogenen Anschlusses auffordern zu mŸssen. Welche Tragik steckt dahinter!
Adolf Hitler aber sagte zur gleichen Zeit in einem TischgesprŠch zu seinen
Kumpanen, die Kirche sein nur ein morscher Zaun, in den er nur mit seinem
Stiefel hineinsto§en mŸsse, dann breche schon alles zusammen.
Er tŠuschte sich. Gott sei Dank
kam es dann anders und es zeigte sich, dass die Kirche zwar verfolgt, aber
nicht zerstšrt werden kann, weil er, der gottmenschliche Stifter der Kirche
Ÿber ihr wacht, der sie auf den Felsen Petri mit der Zusicherung gebaut hat,
dass nicht einmal die Pforten der Hšlle die Kirche ŸberwŠltigen kšnnen.
BrŸder und Schwestern im Herrn!
Heute, an diesem 13. MŠrz 1978, wollen wir einmal ganz besonders an die
verfolgte Kirche denken, zumal das auch zur Botschaft von Fatima dazu gehšrt.
Wir brauchen uns ja nur an das
erinnern, was die Gottesmutter am 13. Juli 1917 den drei Seherkindern
geoffenbart hat: Um die Menschheit zu retten, wolle Gott ihr unbeflecktes Herz
verehrt wissen. Wenn man das tue, was sie, Maria, verlange, dann werden viele
Seelen gerettet, und es werde der Friede kommen. Tue man es aber nicht, dann
werde ein anderer, noch viel schlimmerer Krieg sowie Drangsal und Verfolgung
fŸr die Kirche und fŸr viele Všlker kommen.
Wšrtlich sagte die Gottesmutter:
ãWenn ihr eines Nachts ein unbekanntes Licht sehen werdet, so wisset: es ist das Zeichen von Gott, dass nun
die ZŸchtigung nahe ist. Krieg, Hungersnot, Verfolgung der Kirche und des Hl.
Vaters! Um das zu verhindern, werde ich kommen, damit man die Welt meinem
Unbefleckten Herzen weihe ...Ò. Und die Gottesmutter fŸgte dann noch hinzu:
ãWenn man meine Bitten erfŸllt, wird sich Russland bekehren und es wird Friede
sein. Tut man es aber nicht, so wird Russland seine IrrtŸmer in der Welt
verbreiten, es wird Kriege und Verfolgungen der Kirche hervorrufen; viele Gute
werden gemartert werden; der Hl. Vater wird viel zu leiden haben; mehrere
Nationen werden vernichtet werden ...Ò
Wie ist doch diese angedrohte
Katastrophe in erschŸtternder Weise bisher schon in ErfŸllung gegangen! Die
Kirche ist in diesen zurŸckliegenden Jahren wahrhaftig zur verfolgten Kirche
geworden. Und Kardinal Hšffner von Kšln hat vor zwei
Jahren in einem Hirtenbrief Ÿber die Verfolgung der Kirche (Mai 1976) mit Recht
geschrieben: ãIn den ersten christlichen Jahrhunderten sind viele MŠrtyrer fŸr Christus
gestorben. Der ršmische Schriftsteller Tacitus spricht von einer ãungeheuren
ZahlÒ. Aber in keinem Jahrhundert seit Christi Geburt ist so viel MŠrtyrerblut
geflossen wie im aufgeklŠrten, unaufhšrlich von Fortschritt und HumanitŠt
redenden 20. Jahrhundert.Ò
Verfolgung der Kirche und der
glŠubigen Christen gibt es in vielen LŠndern, am Šrgsten aber in jenen LŠndern,
wo der gottlose Kommunismus an die Macht gekommen ist: Blicken wir dabei nicht
auf die au§ereuropŠischen, vom Kommunismus beherrschten LŠnder, sondern nur auf
die in Europa. Besonders grausam
wŸtet da die Verfolgung der Kirche und der glŠubigen Christen in Albanien.
SŠmtliche Kirchen sind dort niedergerissen oder všllig zweckentfremdet worden. Es
dringen aus dem kommunistischen Volkskerker Albanien nur wenige Nachrichten
heraus. Aber die eine Nachricht, die 1972 bekannt wurde, war typisch fŸr die
ganze Situation der Kirche und des christlichen Glaubens in diesem
kommunistischen Land: Der kath. Priester Stephan Kurti
wurde erschossen, weil er im Konzentrationslager, wo er seiner Glaubenstreue
wegen eingesperrt war, ein Kind getauft hatte, worum ihn die Mutter des Kindes
ausdrŸcklich gebeten hatte. Vor
fŸnf Jahren, 1973, lebten in ganz Albanien nur noch 14 kath. Priester, die sich
bis auf einen alle in Kzs befanden. Vielleicht sind
sie alle seither den Qualen der Verfolgung erlegen.
Im kommunistischen Osteuropa ist
die Lage der Kirche zwar von Land zu Land verschieden, aber Ÿberall werden die
Christen, mšgen es nun Orthodoxe, Unierte, Protestanten oder Katholiken sein,
in einer ergreifenden …kumene gemeinsamen Duldens um des Namens Jesu willen
verfolgt und unterdrŸckt.
Besonders schlimm wŸtet der
Terror gegen die Kirche seit dem Ende des sogenannten Prager FrŸhlings vor 10
Jahren in der Tschechoslowakei.
Wie viele Priester sind in der
CSR seit der Machtergreifung durch den Kommunismus im Februar 1948 vor 35
Jahren eingekerkert, verfolgt und gequŠlt worden. Die kommunistischen Behšrden
der CSR betrachteten von Anfang an die Kirche als ihren gefŠhrlichsten Feind.
Man hat der Kirche in diesem unserem Nachbarland Wunden geschlagen, die bis
heute nicht wieder geheilt sind. Man hat die Kirche weithin enteignet und fast
aller Mittel und Mšglichkeiten beraubt. Man hat fast alle Orden verboten.
Erinnern wir uns wieder einmal daran, wie das zugegangen ist: In der Nacht vom
13. auf den 14. April 1950 Ÿberfielen starke Polizeiabordnungen alle
MŠnnerklšster der CSR. Sie verschleppten die Ordensleute – rund 3000
MŠnner - in Sammellager. Dann
wurden die Klšster zu nationalem Eigentum erklŠrt. Genau so erging es wenige
Wochen spŠter, am 30. August 1950, den Frauenklšstern FŸr die rund 10.000
Ordensfrauen begann damals ein langer, schmerzlicher Leidensweg, auf dem in den
ersten 17 Jahren etwa 53% der Schwestern umgekommen sind.
Die Heranbildung von Priestern
wurde fast všllig unterbunden. Man lšste fast alle Seminare und Theologischen
Hochschulen auf. Nur die in Leitmeritz und in
Pre§burg durften bestehen bleiben. Aber hier wurde ein so rigoroser Numerus
Clausus fŸr Theologiestudenten eingefŸhrt, dass jedes Jahr nur eine ganz
minimal bescheidene Zahl von Neupriestern geweiht werden kann; diese aber
werden wŠhrend ihrer Ausbildung entsprechend kommunistisch indoktriniert.
Besonders vielsagend ist die
ErgŠnzung des Strafgesetzbuches in der CSR in Bezug auf die TŠtigkeit der
Priester: Wenn Priester ohne staatliche Erlaubnis innerhalb und erst recht
au§erhalb der Kirche seelsorgliche TŠtigkeit vornehmen, kšnnen sie bis zu fŸnf
Jahren GefŠngnis verurteilt werden. Auf Grund dieses und anderer Gesetze im
Strafgesetzbuch der CSR konnte und kann man jeden Seelsorger nach Belieben
verhaften und verurteilen, und es ist auch tatsŠchlich immer wieder bis in die
Gegenwart geschehen. Eine ganze
Reihe von Priestern aller Altersstufen wurde verhaftet und eingekerkert,
Bischšfe wurden ebenso auf die Anklagebank zitiert und verurteilt, einige sogar
zu lebenslŠnglicher Haft. Die Verurteilung von Bischšfen, Priestern und aktiven
Laien verfolgte dabei immer den Zweck, dem Kirchenvolk die fŸhrende Schicht zu
rauben und den russischem Freund Ÿberdies billige ArbeitskrŠfte, Arbeitssklaven
fŸr schwerste Arbeiten, etwa im Uranbergbau, zu liefern.
Verfolgte Kirche! Aber es wird
heute weithin im freien Westen verschwiegen, was man der Kirche, den Priestern,
den Bischšfen, den aktiven katholischen Laien in der CSR vor und nach dem Prager
FrŸhling angetan hat. Nur die jetzt verfolgten, kommunistischen Parteigenossen,
die es gewagt haben, das Manifest 77 zu publizieren und zu unterschreiben, um
gegen das menschenrechtsfeindliche Gewaltsystem in der CSR zu protestieren,
werden bei uns in …sterreich als MŠrtyrer hingestellt, von den MŠrtyrern des
christlichen Glaubens, die in der CSR viel zahlreicher sind, schweigt man bei
uns in …sterreich in den Massenmedien!
Auch in unserem anderen
Nachbarland, in Ungarn, leidet die Kirche immer noch unter dem Druck des
kommunistischen Regimes, von der Tatsache ganz zu schweigen, dass die Bischšfe
Ungarns, unter denen leider auch ehemalige Friedenspriester sind, bei allen
ihren Handlungen unter der Aufsicht eines kommunistischen KommissŠrs stehen,
ohne dessen Erlaubnis sie nicht die bescheidenste Versetzung eines Kaplans oder
Pfarrers vornehmen dŸrfen.
Auch in Polen, wo die
ŸberwŠltigende Mehrheit des Volkes treu am kath. Glauben festhŠlt und wo die
Priester- und Ordensberufe so zahlreich sind wie in keinem anderen Land der
Welt, wird die Kirche immer noch von den kommunistischen Behšrden hart
bedrŠngt. Die UnterdrŸckung der Kirche wŠre dort noch viel Šrger, wenn nicht
der gro§e Kardinalprimas von Polen, Erzbischof Wyszynski, der selber jahrelang
eingekerkert war, so mutig und tapfer und offen die Verfolgung der Kirche immer
wieder angeprangert hŠtte. Noch kurz vor seinem Tod erklŠrte er vor
Zehntausenden von Katholiken, es sei unglaublich, dass der polnische Staat ãein
politisches Kampfprogramm gegen die KircheÒ aufgestellt habe und seine Macht
mobilisiere, um die Religion zu vernichten und den Atheismus dem glŠubigen
katholischen Volk von Polen aufzuzwingen.
Dass auch in der Deutschen
Demokratischen Republik die kommunistischen Machthaber die Absicht haben, den
Atheismus als Ersatzreligion fŸr alle BŸrger durchzusetzen, ist unbestreitbar.
Der Kommunismus lŠsst sich ja nicht trennen vom Atheismus, ein harmloser Eurokommunismus
aber, der die Kirche und die Religion unbehelligt lŠsst, ist Lug und Trug und
Schwindel.
Vorbild und Schrittmacher der
Christen- und Kirchenverfolgung ist seit genau 60 Jahren – wie es in
Fatima vorausgesagt worden ist – die Sowjetunion. Der GrŸnder der
Sowjetunion, Lenin, hat ja bekanntlich die Formel von Karl Marx, dass die
ãReligion nur Opium fŸr das Volk seiÒ, umgeprŠgt in den Satz: ãReligion ist
Fusel – also schlechter Schnaps, weil mit dem Gottesglauben das Volk nur
stumpfsinnig gemacht und verblšdet werde; ãwer an Gott glaube, bespeie sich
selbst auf Ÿbelste WeiseÒ, hat Lenin gesagt, der alle Kirchen und religišsen
Einrichtungen als Helfershelfer der Reaktion betrachtet hat, die vernichtet
werden mŸssen. Lenin zeigte ganz klar, dass der Kampf gegen die Religion dem
Kommunismus und atheistischen Marxismus wesenseigen ist.
Es hei§t zwar in Artikel 124 der
Verfassung der Sowjetunion: ãDie Freiheit der AusŸbung religišser
Kulthandlungen wird genauso wie die Freiheit zu antireligišser Propaganda allen
BŸrgern des Staates zuerkannt. Was aber dieser Satz in der Verfassung der
Sowjetunion praktisch bedeutet, drŸckte ein Sowjetrusse (dem Kardinalerzbischof
von Kšln J. Hšffner gegenŸber) so aus: ãAu§erhalb des
Gotteshauses darf die Kirche gar nichts, innerhalb des Gotteshauses nur ganz
wenig!Ò
WŠhrend die atheistische
Propaganda jede UnterstŸtzung vonseiten des Staates und der den Staat
beherrschenden Partei erhŠlt, ist es der Kirche verboten, den Glauben
šffentlich zu verkŸnden, das neue Religionsgesetz vom 23. Juni 1975 duldet
nicht einmal mehr ãdie religišse Einwirkung der Eltern auf ihre KinderÒ;
Eltern, die das dennoch wagen, werden bestraft. Auch alle caritativen und
sozialen Leistungen ihren Angehšrigen gegenŸber sind der Kirche untersagt.
Durch das neue Religionsgesetz werden in der Sowjetunion jetzt alle religišsen
Kšrperschaften und die einzelnen GlŠubigen in neu verschŠrfter Weise der
staatlichen Kontrolle unterworfen; alle Kirchen und KultgegenstŠnde sind zum
Staatseigentum erklŠrt worden. Wenn sich wenigstens 20 Personen –
wohlgemerkt unter grš§tem Risiko fŸr ihre Freiheit und ihre Anstellung –
verpflichten, die Kirche instand zu halten, vermietet der Staat das Gotteshaus
an diese Gruppe, die von da an streng kontrolliert wird. Der orthodoxe Pfarrer
– andere kirchliche Gemeinschaften sind ja nicht erlaubt au§er im
angeschlossenen, frŸher grš§tenteils katholischen Litauen – ist dann
Angestellter dieser Gruppe und erhŠlt von der staatlichen kommunistischen Behšrde
einen Registrierschein, ohne den er keinen Gottesdienst halten darf.
Seit 1917 sind in der Sowjetunion
Zehntausende von Priestern, Ordensleuten und GlŠubigen ihres christlichen
Glaubens willen umgebracht worden, vor allem unter der grausamen Diktatur
Stalins. Von den 79.767 orthodoxen Kirchen, die man 1914 in Russland zŠhlte,
gab es 1973 nur noch ein Hundertstel, nŠmlich 7.500, davon in der
5-Millionen-Stadt Moskau. Von den
57 Priesterseminaren der orthodoxen Kirche in Russland existieren heute noch
drei. Von den zahlreichen katholischen Priesterseminaren, die es in Russland,
Estland, Livland und Litauen vor dem 1. Weltkrieg gab, existiert heute noch ein
einziges in Litauen. Dort aber wird die katholische Bevšlkerung besonders hart
unterdrŸckt und verfolgt. Ich erinnere nur an die tapfere junge Katholikin Nijole Sadunaite, die im
Straflager Mordovskaja als Gefangene hŠrtesten
Bedingungen unterworfen wird, weil sie in der Untergrundzeitung der litauischen
Katholiken mitgearbeitet und auf die Verfolgung der kath. Kirche in Litauen
hingewiesen hat.
BrŸder und Schwestern im Herrn!
Warum schweigt man heute weithin im freien Westen von der Verfolgung der Kirche
und der Christen in den kommunistisch beherrschten LŠndern? Der slowakische
Bischof Hnilica, der im Exil in Rom lebt, hat bei
einem Katakomben-Gottesdienst in Rom fŸr franzšsische Pilger in seiner
Ansprache die berechtigte Frage gestellt: ãWarum werden die ršmischen
Katakomben mit den Spuren der ersten MŠrtyrer noch nach fast 2000 Jahren
aufgesucht, wŠhrend die weitaus grš§ere Zahl der heutigen Blutzeugen
totgeschwiegen und unbekannt ist? Und warum nennen wir die MŠrtyrerkirche in
den kommunistischen LŠndern mit dem falschen Ausdruck ãSchweigende KircheÒ,
obwohl sie laut um Hilfe schreit?Ò
Aber wie kšnnen wir der
fŠlschlich ãschweigenden KircheÒ genannten Gemeinschaft unserer verfolgten
GlaubensbrŸder und Glaubensschwestern helfen? Was kšnnen wir fŸr sie tun?
Der Kšlner Kardinal hat in seinem
genannten Hirtenbrief auf drei Mšglichkeiten hingewiesen:
Zu bewundern sind jene MŠnner und Frauen, die im kommunistischen
Machtbereich leben und es wagen, šffentlich gegen ihre UnterdrŸcker
aufzutreten.
Im Februar 1972 wurde ein von 17.054 litauischen Katholiken Litauens
unterschriebener Brief an Breschnew gesandt. Darin hie§ es, dass die Katholiken
Litauens es schmerzlich bedauern, dass in ihrem Land ãdie Gewissensfreiheit der
GlŠubigen bis zum heutigen Tag eingeschrŠnkt bleibt und die Kirche verfolgt
wird. Die Bischšfe J. Steponavicius und V. Sladkevicius werden seit mehr als 15 Jahren ohne
Gerichtsurteil schuldlos in einer unbefristeten Verbannung festgehaltenÒ. Zwei
litauische Priester wurden ins GefŠngnis geworfen, ãweil sie auf Wunsch der
Eltern in ErfŸllung ihrer priesterlichen Pflicht Kindern die GrundsŠtze des
kath. Glaubens erlŠutertenÒ und ihnen halfen, sich auf die Erstkommunion vorzubereitenÒ.
Kardinal Hšffner meint, wie sollten uns auch
ganz ehrlich und offen fragen, ob es auf unseren ganzen Lebensstil Einfluss
habe, dass wir zur Kirche der MŠrtyrer und Bekenner, zur allzeit verfolgten Kirche
gehšren! ãEinfach anders lebenÒ, gegen den Strom schwimmen, gegen den Strom der
falschen Anpassung an den Welt-und Zeitgeist und das eigene Kreuz und Leid im
Geiste der Bu§e fŸr die Verfolgten aufopfern!
Und schlie§lich auch fŸr die Verfolger beten, dass unter ihnen mit der
von uns fŸr sie erbeteten Gnade aus einem Saulus ein Paulus werde!
Lassen wir uns wieder einmal von heiligem Zorn Ÿber die Verfolgung der
Kirche erfŸllen, verlieren wir aber dabei die Geduld und das Vertrauen nicht,
wie jener, von dem eine ergreifende litauische Legende erzŠhlt, mit der ich
meine AusfŸhrungen Ÿber die verfolgte Kirche schlie§en mšchte, um fŸr uns und
unsere verfolgten GlaubensbrŸder und Glaubensschwestern ãdie Geduld der HeiligenÒ (Apok
13,10) zu erbitten:
Die Legende, die aus dem Herzen des in seiner Geschichte so oft und
heute so unsŠglich leidgeprŸften Volkes der Litauer gewachsen ist, erzŠhlt von
einem Mann, der in tiefer BekŸmmertheit oft zu einem Wegkreuz ging, um dem
Herrn seine Not zu klagen, nach und nach aber der viel grš§eren Not des
gekreuzigten Heilands inne wurde und ihm schlie§lich anbot, ihn fŸr eine Weile
am Kreuze zu vertreten.
Unser Herr ging auf diesen Handel ein, nahm dem Mann zuvor aber das
Versprechen ab, unter allen UmstŠnden zu schweigen, was immer er auch vom
Kreuze herab sehen und hšren werde.
So hing nun der Mann in der Gestalt Christi an diesem Wegkreuz. Und wie
viel auch die an diesem Kreuz vorŸberziehenden Wanderer an Liebe oder an Hass,
an Fršmmigkeit oder GleichgŸltigkeit herantrugen und wie oft sich dabei der
Mund des Mannes am Kreuz schon šffnen wollte, um ein Wort der Anerkennung oder
des Zornes und der Verachtung fŸr die da unten auszusprechen, der Mann schwieg
und sagte kein Wort, wie er es Christus versprochen hatte, den er am Kreuze
vertrat. Dann aber geschah eines Tages folgendes: Ein HŠndler, der unter dem
Wegkreuz sein Geld gezŠhlt hatte, verga§ beim Aufbruch die Geldbšrse. Ein
Bursche fand diese und machte sich mit ihr davon. Der zurŸckkehrende
HŠndler traf unter dem Kreuz nicht
mehr seine vergessene Geldbšrse, sondern eine Magd, die im Gebet versunken war.
Er bezichtigte die Erschrockene des Diebstahls und traktierte sie grob mit
seinen FŠusten. Da konnte er Mann am Kreuz nicht mehr schweigen. EntrŸstet fuhr
er den zornig drauflosschlagenden HŠndler an und stellte die Dinge richtig.
Dann war er mit sich selber zufrieden, weil er gegen ein ganz offensichtliches
Unrecht eingeschritten war. Da wuchs aber auf einmal vor ihm eine Gestalt auf,
fremd und doch wohlbekannt. Und die Gestalt sprach: ãKomm vom Kreuz herunter.
Ich muss selber darauf wieder meinen Platz einnehmen, weil du nicht schweigen
kannst!Ò ãAber Herr Jesus, wie konnte ich denn schweigen zu einem so
himmelschreienden Unrecht?Ò So verteidigte sich der Mann. Christus darauf: ãDu
konntest freilich nicht schweigen, weil es deinem Menschenverstand an Einsicht
fehlt und darum deinem Herzen an Geduld.Ò Und der Herr stieg wieder ans Kreuz
hinauf und hŠngt wieder daran an jenem Kreuz in Litauen und in allen LŠndern,
wo seine Kirche verfolgt wird und schaut mit seinen traurigen, aber gŸtigen
Augen auf das Kommen und Gehen und treiben darunter. Er sieht alles, trŠgt
alles, duldet alles...
Und unter dem Kreuz steht eine, die mit dem Gekreuzigten leidet und
duldet: Die Schmerzensmutter Maria. Sie denkt dabei vielleicht – wir
wissen es nicht: ãDie Verfolgung der Kirche in der zweiten HŠlfte des 20.
Jahrhunderts mŸsste nicht sein, wenn man mehr auf meine Botschaft, die ich in
Fatima vor Ausbruch der kommunistischen Weltrevolution vom 13. Mai bis 13.
Oktober 1917 ergehen habe lassen, gehšrt hŠtte und befolgt hŠtte, was ich
damals von den Menschen im Auftrag meines gšttlichen Sohnes forderte!
Vielleicht kommen die Menschen, vielleicht kommen wenigstens die Katholiken
jetzt, nachdem die Verfolgung durch den gottlosen Kommunismus ihre zahllosen,
in die Millionen gehenden Menschenleben gefordert hat, endlich zur Einsicht,
zur Umkehr!
Stabat Mater dolorosa juxta crucem lacrimosa
... Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen É die Mutter weint blutige TrŠnen ... Sie
ist auch darin ein Typus, ein Bild der Kirche, deren dichteste Verkšrperung sie
ist. Amen.