Die verfolgte Kirche

Fatima-SŸhnemesse in Loreto, 13. MŠrz 1978

 

Fatima-Tag ist heute wieder, noch dazu der 13. MŠrz, der uns an jenen bitter traurigen Fatima-Tag vor 40 Jahren erinnert, an dem unser Vaterland …sterreich ausgelšscht wurde, und die Verfolgung der Kirche in unserem Land begann.

(Die Bischšfe waren damals nicht besonders tapfer, wie der von ihnen zu diesem traurigen Anlass des gewaltsamen Anschlusses an das Dritte Reich herausgegebene Erlass klar zeigt. Die šsterreichischen Bischšfe hŠtten damals schon von ihren bischšflichen MitbrŸdern im Deutschen Reich, wo ja der NS schon seit 1933 herrschte, genug erfahren, um zu wissen, wohin diese antichristliche Weltanschauung hinsteuerte.

Wie tapfer war doch damals der Bischof von MŸnster, der spŠtere Kardinal Clemens August Graf von Galen, dessen 100. Geburtstag in diesen Wochen traf. Er verteidigte nicht nur die Menschenrechte ganz mutig und tapfer, sondern auch den unverfŠlschten Christusglauben und die Treue zur Kirche Christi und half den Christen von damals durch Wort und Beispiel, Christus und der Kirche auch in der Verfolgung die Treue zu halten. ãNec laudibus nec timoreÒ (nicht Menschlob, nicht Menschenfurcht) soll uns bewegen. So lautete sein Wahlspruch. Und immer wieder sagt er es seinen GlŠubigen, worum es damals ging. Ein paar Stellen aus seinen mutigen Predigten seien zitiert: Am 28. Oktober 1933 erklŠrte der Bischof Clemens August von Galen: ãDer Bischof hat Ÿber die Reinheit der Lehre und des Glaubens zu wachen ... Und ich will unerschrocken darŸber wachen, dass kein Irrtum und keine Irrlehre sich in den Glauben meiner Katholiken einschleicht.Ò

Am 26. MŠrz 1934 sagte er das heute wieder sehr aktuell gewordene Wort: ãEs greift die Fundamente der Religion und der gesamten Kultur an, wer den Gottesglauben in der Menschheit zerstšrt und zersetzt. Man wagt es heute, das Christentum und seine Lehre zu verunglimpfen, seine Sittlichkeit zu schmŠlern, die Treue zum Glauben unserer VŠter zu untergraben. Eine teuflisch-hšllische TŠuschung ist im Gang, die auch die Guten irrefŸhren kšnnte. Was auch kommen mag, bleibt standhaft und haltet fest am unverfŠlschten Glauben der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, wie eure VŠter daran festgehalten und diesen Glauben mutig bekannt haben! Wappnet euch gegen die Fallstricke des Widersachs von Anbeginn!Ò

Und am 21. April 1936 sagte der tapfere Bischof, obwohl er von den SS-Leuten an der Freiheit und am Leben bedroht wurde: ãUnser Glaube ist nicht ein von Menschengeist erdachter Mythos, sondern das Erkennen und Festhalten von Tatsachen, die Wahrheit und Wirklichkeit auch dann sind und bleiben, wenn kein Mensch sie mehr bekennen wŸrde. Nicht nur jetzt, wie in den tausend Jahren christlicher Vergangenheit unseres Volkes,, sondern auch in Zukunft bei unseren Nachfahren und Erben muss Christus in deutschen Landen gepredigt werden als das, was er in Wahrheit ist: unser Herr und Heiland, der menschgewordene  Sohn Gottes.Ò)

Die BedrŠngung des glŠubigen Volkes im Dritten Reich wurde immer grš§er, manche wurden schwankend und schwach und feige. Da sprach der tapfere Bischof von MŸnster Anfang 1937 wieder deutlich und aufmunternd folgende Worte: ãWir sehen so viel Zaghaftigkeit und Kleinmut in unseren Reihen, so manche Scheu und Furcht, sich šffentlich zu Christus zu bekennen, so manches Šngstliche ZurŸckweichen vor dem Kreuz, vor Leid und Opfer. Und doch ist das Kreuz Christi das Siegeszeichen. – Ich habe am Grab des hl. Petrus fŸr euch und fŸr mich gebetet, dass auch an uns wahr werde, was Christus einst dem Petrus versprochen hat, dass sein Glaube nicht wanke; dass wir alle den Glauben bewahren, den Christus verkŸndet und seinen Aposteln anvertraut hat, den auch wir empfangen haben durch die Nachfolger der Apostel!Ò

Da kam dann das Jahr 1938, der traurige 13. MŠrz. Und …sterreichs Bischšfe von damals meinten, in ihrer ErklŠrung an die Katholiken, die antichristlichen Tendenzen des Nationalsozialismus verharmlosen und zur Bejahung de schon gewaltsam vollzogenen Anschlusses auffordern zu mŸssen. Welche Tragik steckt dahinter! Adolf Hitler aber sagte zur gleichen Zeit in einem TischgesprŠch zu seinen Kumpanen, die Kirche sein nur ein morscher Zaun, in den er nur mit seinem Stiefel hineinsto§en mŸsse, dann breche schon alles zusammen.

Er tŠuschte sich. Gott sei Dank kam es dann anders und es zeigte sich, dass die Kirche zwar verfolgt, aber nicht zerstšrt werden kann, weil er, der gottmenschliche Stifter der Kirche Ÿber ihr wacht, der sie auf den Felsen Petri mit der Zusicherung gebaut hat, dass nicht einmal die Pforten der Hšlle die Kirche ŸberwŠltigen kšnnen.

BrŸder und Schwestern im Herrn! Heute, an diesem 13. MŠrz 1978, wollen wir einmal ganz besonders an die verfolgte Kirche denken, zumal das auch zur Botschaft von Fatima dazu gehšrt.

Wir brauchen uns ja nur an das erinnern, was die Gottesmutter am 13. Juli 1917 den drei Seherkindern geoffenbart hat: Um die Menschheit zu retten, wolle Gott ihr unbeflecktes Herz verehrt wissen. Wenn man das tue, was sie, Maria, verlange, dann werden viele Seelen gerettet, und es werde der Friede kommen. Tue man es aber nicht, dann werde ein anderer, noch viel schlimmerer Krieg sowie Drangsal und Verfolgung fŸr die Kirche und fŸr viele Všlker kommen.

Wšrtlich sagte die Gottesmutter: ãWenn ihr eines Nachts ein unbekanntes Licht sehen werdet, so wisset:  es ist das Zeichen von Gott, dass nun die ZŸchtigung nahe ist. Krieg, Hungersnot, Verfolgung der Kirche und des Hl. Vaters! Um das zu verhindern, werde ich kommen, damit man die Welt meinem Unbefleckten Herzen weihe ...Ò. Und die Gottesmutter fŸgte dann noch hinzu: ãWenn man meine Bitten erfŸllt, wird sich Russland bekehren und es wird Friede sein. Tut man es aber nicht, so wird Russland seine IrrtŸmer in der Welt verbreiten, es wird Kriege und Verfolgungen der Kirche hervorrufen; viele Gute werden gemartert werden; der Hl. Vater wird viel zu leiden haben; mehrere Nationen werden vernichtet werden ...Ò

Wie ist doch diese angedrohte Katastrophe in erschŸtternder Weise bisher schon in ErfŸllung gegangen! Die Kirche ist in diesen zurŸckliegenden Jahren wahrhaftig zur verfolgten Kirche geworden. Und Kardinal Hšffner von Kšln hat vor zwei Jahren in einem Hirtenbrief Ÿber die Verfolgung der Kirche (Mai 1976) mit Recht geschrieben: ãIn den ersten christlichen Jahrhunderten sind viele MŠrtyrer fŸr Christus gestorben. Der ršmische Schriftsteller Tacitus spricht von einer ãungeheuren ZahlÒ. Aber in keinem Jahrhundert seit Christi Geburt ist so viel MŠrtyrerblut geflossen wie im aufgeklŠrten, unaufhšrlich von Fortschritt und HumanitŠt redenden 20. Jahrhundert.Ò

Verfolgung der Kirche und der glŠubigen Christen gibt es in vielen LŠndern, am Šrgsten aber in jenen LŠndern, wo der gottlose Kommunismus an die Macht gekommen ist: Blicken wir dabei nicht auf die au§ereuropŠischen, vom Kommunismus beherrschten LŠnder, sondern nur auf die  in Europa. Besonders grausam wŸtet da die Verfolgung der Kirche und der glŠubigen Christen in Albanien. SŠmtliche Kirchen sind dort niedergerissen oder všllig zweckentfremdet worden. Es dringen aus dem kommunistischen Volkskerker Albanien nur wenige Nachrichten heraus. Aber die eine Nachricht, die 1972 bekannt wurde, war typisch fŸr die ganze Situation der Kirche und des christlichen Glaubens in diesem kommunistischen Land: Der kath. Priester Stephan Kurti wurde erschossen, weil er im Konzentrationslager, wo er seiner Glaubenstreue wegen eingesperrt war, ein Kind getauft hatte, worum ihn die Mutter des Kindes ausdrŸcklich gebeten hatte.  Vor fŸnf Jahren, 1973, lebten in ganz Albanien nur noch 14 kath. Priester, die sich bis auf einen alle in Kzs befanden. Vielleicht sind sie alle seither den Qualen der Verfolgung erlegen.

Im kommunistischen Osteuropa ist die Lage der Kirche zwar von Land zu Land verschieden, aber Ÿberall werden die Christen, mšgen es nun Orthodoxe, Unierte, Protestanten oder Katholiken sein, in einer ergreifenden …kumene gemeinsamen Duldens um des Namens Jesu willen verfolgt und unterdrŸckt.

Besonders schlimm wŸtet der Terror gegen die Kirche seit dem Ende des sogenannten Prager FrŸhlings vor 10 Jahren in der Tschechoslowakei.

Wie viele Priester sind in der CSR seit der Machtergreifung durch den Kommunismus im Februar 1948 vor 35 Jahren eingekerkert, verfolgt und gequŠlt worden. Die kommunistischen Behšrden der CSR betrachteten von Anfang an die Kirche als ihren gefŠhrlichsten Feind. Man hat der Kirche in diesem unserem Nachbarland Wunden geschlagen, die bis heute nicht wieder geheilt sind. Man hat die Kirche weithin enteignet und fast aller Mittel und Mšglichkeiten beraubt. Man hat fast alle Orden verboten. Erinnern wir uns wieder einmal daran, wie das zugegangen ist: In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1950 Ÿberfielen starke Polizeiabordnungen alle MŠnnerklšster der CSR. Sie verschleppten die Ordensleute – rund 3000 MŠnner  - in Sammellager. Dann wurden die Klšster zu nationalem Eigentum erklŠrt. Genau so erging es wenige Wochen spŠter, am 30. August 1950, den Frauenklšstern FŸr die rund 10.000 Ordensfrauen begann damals ein langer, schmerzlicher Leidensweg, auf dem in den ersten 17 Jahren etwa 53% der Schwestern umgekommen sind.

Die Heranbildung von Priestern wurde fast všllig unterbunden. Man lšste fast alle Seminare und Theologischen Hochschulen auf. Nur die in Leitmeritz und in Pre§burg durften bestehen bleiben. Aber hier wurde ein so rigoroser Numerus Clausus fŸr Theologiestudenten eingefŸhrt, dass jedes Jahr nur eine ganz minimal bescheidene Zahl von Neupriestern geweiht werden kann; diese aber werden wŠhrend ihrer Ausbildung entsprechend kommunistisch indoktriniert.

Besonders vielsagend ist die ErgŠnzung des Strafgesetzbuches in der CSR in Bezug auf die TŠtigkeit der Priester: Wenn Priester ohne staatliche Erlaubnis innerhalb und erst recht au§erhalb der Kirche seelsorgliche TŠtigkeit vornehmen, kšnnen sie bis zu fŸnf Jahren GefŠngnis verurteilt werden. Auf Grund dieses und anderer Gesetze im Strafgesetzbuch der CSR konnte und kann man jeden Seelsorger nach Belieben verhaften und verurteilen, und es ist auch tatsŠchlich immer wieder bis in die Gegenwart geschehen.  Eine ganze Reihe von Priestern aller Altersstufen wurde verhaftet und eingekerkert, Bischšfe wurden ebenso auf die Anklagebank zitiert und verurteilt, einige sogar zu lebenslŠnglicher Haft. Die Verurteilung von Bischšfen, Priestern und aktiven Laien verfolgte dabei immer den Zweck, dem Kirchenvolk die fŸhrende Schicht zu rauben und den russischem Freund Ÿberdies billige ArbeitskrŠfte, Arbeitssklaven fŸr schwerste Arbeiten, etwa im Uranbergbau, zu liefern.

Verfolgte Kirche! Aber es wird heute weithin im freien Westen verschwiegen, was man der Kirche, den Priestern, den Bischšfen, den aktiven katholischen Laien in der CSR vor und nach dem Prager FrŸhling angetan hat. Nur die jetzt verfolgten, kommunistischen Parteigenossen, die es gewagt haben, das Manifest 77 zu publizieren und zu unterschreiben, um gegen das menschenrechtsfeindliche Gewaltsystem in der CSR zu protestieren, werden bei uns in …sterreich als MŠrtyrer hingestellt, von den MŠrtyrern des christlichen Glaubens, die in der CSR viel zahlreicher sind, schweigt man bei uns in …sterreich in den Massenmedien!

Auch in unserem anderen Nachbarland, in Ungarn, leidet die Kirche immer noch unter dem Druck des kommunistischen Regimes, von der Tatsache ganz zu schweigen, dass die Bischšfe Ungarns, unter denen leider auch ehemalige Friedenspriester sind, bei allen ihren Handlungen unter der Aufsicht eines kommunistischen KommissŠrs stehen, ohne dessen Erlaubnis sie nicht die bescheidenste Versetzung eines Kaplans oder Pfarrers vornehmen dŸrfen.

Auch in Polen, wo die ŸberwŠltigende Mehrheit des Volkes treu am kath. Glauben festhŠlt und wo die Priester- und Ordensberufe so zahlreich sind wie in keinem anderen Land der Welt, wird die Kirche immer noch von den kommunistischen Behšrden hart bedrŠngt. Die UnterdrŸckung der Kirche wŠre dort noch viel Šrger, wenn nicht der gro§e Kardinalprimas von Polen, Erzbischof Wyszynski, der selber jahrelang eingekerkert war, so mutig und tapfer und offen die Verfolgung der Kirche immer wieder angeprangert hŠtte. Noch kurz vor seinem Tod erklŠrte er vor Zehntausenden von Katholiken, es sei unglaublich, dass der polnische Staat ãein politisches Kampfprogramm gegen die KircheÒ aufgestellt habe und seine Macht mobilisiere, um die Religion zu vernichten und den Atheismus dem glŠubigen katholischen Volk von Polen aufzuzwingen.

Dass auch in der Deutschen Demokratischen Republik die kommunistischen Machthaber die Absicht haben, den Atheismus als Ersatzreligion fŸr alle BŸrger durchzusetzen, ist unbestreitbar. Der Kommunismus lŠsst sich ja nicht trennen vom Atheismus, ein harmloser Eurokommunismus aber, der die Kirche und die Religion unbehelligt lŠsst, ist Lug und Trug und Schwindel.

Vorbild und Schrittmacher der Christen- und Kirchenverfolgung ist seit genau 60 Jahren – wie es in Fatima vorausgesagt worden ist – die Sowjetunion. Der GrŸnder der Sowjetunion, Lenin, hat ja bekanntlich die Formel von Karl Marx, dass die ãReligion nur Opium fŸr das Volk seiÒ, umgeprŠgt in den Satz: ãReligion ist Fusel – also schlechter Schnaps, weil mit dem Gottesglauben das Volk nur stumpfsinnig gemacht und verblšdet werde; ãwer an Gott glaube, bespeie sich selbst auf Ÿbelste WeiseÒ, hat Lenin gesagt, der alle Kirchen und religišsen Einrichtungen als Helfershelfer der Reaktion betrachtet hat, die vernichtet werden mŸssen. Lenin zeigte ganz klar, dass der Kampf gegen die Religion dem Kommunismus und atheistischen Marxismus wesenseigen ist.

Es hei§t zwar in Artikel 124 der Verfassung der Sowjetunion: ãDie Freiheit der AusŸbung religišser Kulthandlungen wird genauso wie die Freiheit zu antireligišser Propaganda allen BŸrgern des Staates zuerkannt. Was aber dieser Satz in der Verfassung der Sowjetunion praktisch bedeutet, drŸckte ein Sowjetrusse (dem Kardinalerzbischof von Kšln J. Hšffner gegenŸber) so aus: ãAu§erhalb des Gotteshauses darf die Kirche gar nichts, innerhalb des Gotteshauses nur ganz wenig!Ò

WŠhrend die atheistische Propaganda jede UnterstŸtzung vonseiten des Staates und der den Staat beherrschenden Partei erhŠlt, ist es der Kirche verboten, den Glauben šffentlich zu verkŸnden, das neue Religionsgesetz vom 23. Juni 1975 duldet nicht einmal mehr ãdie religišse Einwirkung der Eltern auf ihre KinderÒ; Eltern, die das dennoch wagen, werden bestraft. Auch alle caritativen und sozialen Leistungen ihren Angehšrigen gegenŸber sind der Kirche untersagt. Durch das neue Religionsgesetz werden in der Sowjetunion jetzt alle religišsen Kšrperschaften und die einzelnen GlŠubigen in neu verschŠrfter Weise der staatlichen Kontrolle unterworfen; alle Kirchen und KultgegenstŠnde sind zum Staatseigentum erklŠrt worden. Wenn sich wenigstens 20 Personen – wohlgemerkt unter grš§tem Risiko fŸr ihre Freiheit und ihre Anstellung – verpflichten, die Kirche instand zu halten, vermietet der Staat das Gotteshaus an diese Gruppe, die von da an streng kontrolliert wird. Der orthodoxe Pfarrer – andere kirchliche Gemeinschaften sind ja nicht erlaubt au§er im angeschlossenen, frŸher grš§tenteils katholischen Litauen – ist dann Angestellter dieser Gruppe und erhŠlt von der staatlichen kommunistischen Behšrde einen Registrierschein, ohne den er keinen Gottesdienst halten darf.

Seit 1917 sind in der Sowjetunion Zehntausende von Priestern, Ordensleuten und GlŠubigen ihres christlichen Glaubens willen umgebracht worden, vor allem unter der grausamen Diktatur Stalins. Von den 79.767 orthodoxen Kirchen, die man 1914 in Russland zŠhlte, gab es 1973 nur noch ein Hundertstel, nŠmlich 7.500, davon in der 5-Millionen-Stadt Moskau.  Von den 57 Priesterseminaren der orthodoxen Kirche in Russland existieren heute noch drei. Von den zahlreichen katholischen Priesterseminaren, die es in Russland, Estland, Livland und Litauen vor dem 1. Weltkrieg gab, existiert heute noch ein einziges in Litauen. Dort aber wird die katholische Bevšlkerung besonders hart unterdrŸckt und verfolgt. Ich erinnere nur an die tapfere junge Katholikin Nijole Sadunaite, die im Straflager Mordovskaja als Gefangene hŠrtesten Bedingungen unterworfen wird, weil sie in der Untergrundzeitung der litauischen Katholiken mitgearbeitet und auf die Verfolgung der kath. Kirche in Litauen hingewiesen hat.

 

BrŸder und Schwestern im Herrn! Warum schweigt man heute weithin im freien Westen von der Verfolgung der Kirche und der Christen in den kommunistisch beherrschten LŠndern? Der slowakische Bischof Hnilica, der im Exil in Rom lebt, hat bei einem Katakomben-Gottesdienst in Rom fŸr franzšsische Pilger in seiner Ansprache die berechtigte Frage gestellt: ãWarum werden die ršmischen Katakomben mit den Spuren der ersten MŠrtyrer noch nach fast 2000 Jahren aufgesucht, wŠhrend die weitaus grš§ere Zahl der heutigen Blutzeugen totgeschwiegen und unbekannt ist? Und warum nennen wir die MŠrtyrerkirche in den kommunistischen LŠndern mit dem falschen Ausdruck ãSchweigende KircheÒ, obwohl sie laut um Hilfe schreit?Ò

Aber wie kšnnen wir der fŠlschlich ãschweigenden KircheÒ genannten Gemeinschaft unserer verfolgten GlaubensbrŸder und Glaubensschwestern helfen? Was kšnnen wir fŸr sie tun?

Der Kšlner Kardinal hat in seinem genannten Hirtenbrief auf drei Mšglichkeiten hingewiesen:

  1. Helfen wir mit, diesbezŸglich šffentliche Meinung zu schaffen! Nennen wir die Christenverfolgung in den kommunistischen LŠndern das, was sie in erschŸtternder Wirklichkeit ist: Gemeinstes Unrecht und Gewalt! Man hat in Belgrad bei der Helsinki-Nachfolgekonferenz Gott sei Dank viel von der Verletzung der Menschenrechte in den kommunistisch beherrschten LŠndern gesprochen. Man hŠtte noch viel deutlicher und lauter von der dort herrschenden Christenverfolgung sprechen sollen. Schaffen wir wieder šffentliche Meinung in diesem Punkt, was sie Kirchen- und Christenverfolgung betrifft. Den Christenverfolgern geht das auf die Nerven! Sie werden dann unruhig und kommen dann doch vielleicht zur Einsicht des begangenen Unrechts!

Zu bewundern sind jene MŠnner und Frauen, die im kommunistischen Machtbereich leben und es wagen, šffentlich gegen ihre UnterdrŸcker aufzutreten.

Im Februar 1972 wurde ein von 17.054 litauischen Katholiken Litauens unterschriebener Brief an Breschnew gesandt. Darin hie§ es, dass die Katholiken Litauens es schmerzlich bedauern, dass in ihrem Land ãdie Gewissensfreiheit der GlŠubigen bis zum heutigen Tag eingeschrŠnkt bleibt und die Kirche verfolgt wird. Die Bischšfe J. Steponavicius und V. Sladkevicius werden seit mehr als 15 Jahren ohne Gerichtsurteil schuldlos in einer unbefristeten Verbannung festgehaltenÒ. Zwei litauische Priester wurden ins GefŠngnis geworfen, ãweil sie auf Wunsch der Eltern in ErfŸllung ihrer priesterlichen Pflicht Kindern die GrundsŠtze des kath. Glaubens erlŠutertenÒ und ihnen halfen,  sich auf die Erstkommunion vorzubereitenÒ.

  1. Vergessen wir die verfolgte Kirche nicht! Erinnern wir uns immer wieder an sie und an die tapferen Priester und GlaubensbrŸder und Glaubensschwestern, die so viele Opfer um des Glaubens willen bringen mŸssen, dazu vielfach Spott und Hohn, ZurŸcksetzung und Einkerkerung zu leiden haben und wahrhaftig in der Nachfolge des gšttlichen KreuztrŠgers einen bitteren Kreuzweg zu gehen haben. Sie tun es auch fŸr uns verweichlichte Katholiken im freien Westen und tun es in einem geheimnisvollen Lastenausgleich zur SŸhne fŸr unsere GlaubensschwŠche und fŸr den Glaubensabfall bei uns im freien Europa! ãWenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mitÒ, schreibt der hl. Paulus im 1 Kor 12,26. Leiden wir wirklich mit diesen verfolgen GlaubensbrŸdern und Glaubensschwestern? Wie feige und opferscheu sind doch wir alle im freien Westen, wenn wir kaum mehr ein Freitagsopfer zustande bringen, nicht einmal jetzt in der Fastenzeit auf Kleinigkeiten verzichten kšnnen und das Messopfer nicht mehr zu schŠtzen wissen, sonst wŸrde der Messbesuch bei uns nicht immer noch mehr zurŸckgehen!
  2. Schlie§en wir doch die verfolgten Christen und auch ihre Verfolger immer in unser Gebet ein! Bitten wir den Herrn, er mšge, wenn es sein Wille ist, den Kelch der Verfolgung an unseren BrŸdern und Schwestern in den kommunistisch beherrschten LŠndern wieder vorŸbergehen lassen!  Sollte es nicht sein Wille sein, so bitten wir Gott wenigstens darum, dass er diese unsere BrŸder und Schwestern in der BedrŠngnis und Verfolgung stŠrken mšge, damit sie in der Glaubenstreue nicht schwach werden und abfallen!

Kardinal Hšffner meint, wie sollten uns auch ganz ehrlich und offen fragen, ob es auf unseren ganzen Lebensstil Einfluss habe, dass wir zur Kirche der MŠrtyrer und Bekenner, zur allzeit verfolgten Kirche gehšren! ãEinfach anders lebenÒ, gegen den Strom schwimmen, gegen den Strom der falschen Anpassung an den Welt-und Zeitgeist und das eigene Kreuz und Leid im Geiste der Bu§e fŸr die Verfolgten aufopfern!

Und schlie§lich auch fŸr die Verfolger beten, dass unter ihnen mit der von uns fŸr sie erbeteten Gnade aus einem Saulus ein Paulus werde!

Lassen wir uns wieder einmal von heiligem Zorn Ÿber die Verfolgung der Kirche erfŸllen, verlieren wir aber dabei die Geduld und das Vertrauen nicht, wie jener, von dem eine ergreifende litauische Legende erzŠhlt, mit der ich meine AusfŸhrungen Ÿber die verfolgte Kirche schlie§en mšchte, um fŸr uns und unsere verfolgten GlaubensbrŸder und Glaubensschwestern ãdie Geduld der  HeiligenÒ (Apok 13,10) zu erbitten:

Die Legende, die aus dem Herzen des in seiner Geschichte so oft und heute so unsŠglich leidgeprŸften Volkes der Litauer gewachsen ist, erzŠhlt von einem Mann, der in tiefer BekŸmmertheit oft zu einem Wegkreuz ging, um dem Herrn seine Not zu klagen, nach und nach aber der viel grš§eren Not des gekreuzigten Heilands inne wurde und ihm schlie§lich anbot, ihn fŸr eine Weile am Kreuze zu vertreten.

Unser Herr ging auf diesen Handel ein, nahm dem Mann zuvor aber das Versprechen ab, unter allen UmstŠnden zu schweigen, was immer er auch vom Kreuze herab sehen und hšren werde.

So hing nun der Mann in der Gestalt Christi an diesem Wegkreuz. Und wie viel auch die an diesem Kreuz vorŸberziehenden Wanderer an Liebe oder an Hass, an Fršmmigkeit oder GleichgŸltigkeit herantrugen und wie oft sich dabei der Mund des Mannes am Kreuz schon šffnen wollte, um ein Wort der Anerkennung oder des Zornes und der Verachtung fŸr die da unten auszusprechen, der Mann schwieg und sagte kein Wort, wie er es Christus versprochen hatte, den er am Kreuze vertrat. Dann aber geschah eines Tages folgendes: Ein HŠndler, der unter dem Wegkreuz sein Geld gezŠhlt hatte, verga§ beim Aufbruch die Geldbšrse. Ein Bursche fand diese und machte sich mit ihr davon. Der zurŸckkehrende HŠndler  traf unter dem Kreuz nicht mehr seine vergessene Geldbšrse, sondern eine Magd, die im Gebet versunken war. Er bezichtigte die Erschrockene des Diebstahls und traktierte sie grob mit seinen FŠusten. Da konnte er Mann am Kreuz nicht mehr schweigen. EntrŸstet fuhr er den zornig drauflosschlagenden HŠndler an und stellte die Dinge richtig. Dann war er mit sich selber zufrieden, weil er gegen ein ganz offensichtliches Unrecht eingeschritten war. Da wuchs aber auf einmal vor ihm eine Gestalt auf, fremd und doch wohlbekannt. Und die Gestalt sprach: ãKomm vom Kreuz herunter. Ich muss selber darauf wieder meinen Platz einnehmen, weil du nicht schweigen kannst!Ò ãAber Herr Jesus, wie konnte ich denn schweigen zu einem so himmelschreienden Unrecht?Ò So verteidigte sich der Mann. Christus darauf: ãDu konntest freilich nicht schweigen, weil es deinem Menschenverstand an Einsicht fehlt und darum deinem Herzen an Geduld.Ò Und der Herr stieg wieder ans Kreuz hinauf und hŠngt wieder daran an jenem Kreuz in Litauen und in allen LŠndern, wo seine Kirche verfolgt wird und schaut mit seinen traurigen, aber gŸtigen Augen auf das Kommen und Gehen und treiben darunter. Er sieht alles, trŠgt alles, duldet alles...

Und unter dem Kreuz steht eine, die mit dem Gekreuzigten leidet und duldet: Die Schmerzensmutter Maria. Sie denkt dabei vielleicht – wir wissen es nicht: ãDie Verfolgung der Kirche in der zweiten HŠlfte des 20. Jahrhunderts mŸsste nicht sein, wenn man mehr auf meine Botschaft, die ich in Fatima vor Ausbruch der kommunistischen Weltrevolution vom 13. Mai bis 13. Oktober 1917 ergehen habe lassen, gehšrt hŠtte und befolgt hŠtte, was ich damals von den Menschen im Auftrag meines gšttlichen Sohnes forderte! Vielleicht kommen die Menschen, vielleicht kommen wenigstens die Katholiken jetzt, nachdem die Verfolgung durch den gottlosen Kommunismus ihre zahllosen, in die Millionen gehenden Menschenleben gefordert hat, endlich zur Einsicht, zur Umkehr!

Stabat Mater dolorosa juxta crucem lacrimosa ... Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint von Herzen É die Mutter weint blutige TrŠnen ... Sie ist auch darin ein Typus, ein Bild der Kirche, deren dichteste Verkšrperung sie ist. Amen.